Zalando Zeit-Wette: 1,8 Mrd. Umsatz, 50 Prozent Wachstum, aber rote Zahlen

Außerdem verweist der Online-Modehändler Zalando darauf hin, wonach man über 350 Millionen Euro Netto-Liquidität verfüge. Dennoch gilt, erklärt ein Kenner der Szene gegenüber Netz-Trends: "Ich schätze, dass ein Unternehmen wie Zalando europaweit an Google mindestens jährlich zwischen 100 bis 200 Millionen Euro überweist, um in den Suchergebnissen der Adwords ganz weit vorne gefunden zu werden".

Quelle: Screenshot zaland.co.uk
Zalando in UK.

Es ist ein Spiel gegen die Zeit: Schafft es der Berliner Online-Modehändler Zalando aus den roten Zahlen zu kommen oder nicht? Hervorragend entwickeln sich jedenfalls die Umsätze beim eCommerce-Unternehmen. So teilte das Modeportal Zalando mit, wonach die Umsätze 2013 um über 50 Prozent gewachsen seien auf nunmehr 1,8 Milliarden Euro.

Ein anderer ehemaliger Mitarbeiter von Zalando erklärt gegenüber Netz-Trends: "Ich gehe davon aus, dass Zalando sich weiter betriebswirtschaftlich stark zusammenreißen muss, möchte aus der roten Verlustzone kommen".

Fakt ist: Zalando hat innerhalb kürzester Zeit solch dominierenden Giganten wie Amazon oder Ebay aufgezeigt, dass der Markt im Onlinegeschäft bei weitem noch nicht unter den Amerikanern verteilt ist und dass nicht zwangsläufig alles über Amazon oder Ebay laufen muss. Die beiden amerikanischen eCommerce-Giganten konnten sich in den vergangenen über 10 Jahren vor allem in Europa und Nordamerika große Teile des eCommerce-Marktes einverleiben.

Zalando-Geschäftsführer Rubin Ritter verweist darauf, wonach sich die Profitabilität weniger als erhofft bislang entwickelt habe. Als Gründe nennt er unter anderem "den milden Winter" und den "späten Sommerbeginn". Als weiteren Kostenfaktor nennt Ritter den Aufbau von weiteren Logistikzentren.

Zalando startete im Jahr 2008 zunächst in Deutschland als Online-Schuhhändler, arbeitet aber heute in rund 15 anderen europäischen Ländern - darunter "Netherlands, Belgium, France, United Kingdom, Austria, Switzerland, Italy, Spain, Sweden, Finland, Norway, Denmark, Luxembourg and Poland".

Rücksendequote ist bei Zalando nach wie vor ein Problem

Auch wenn Ritter von stabilen Rücksendequoten spricht, so kann dieses nicht darüber hinwegtäuschen, dass genau das einer der zentralen Probleme von Zalando ist - nämlich der Fakt, dass rund jeder zweite bestellte Artikel kostenlos wieder zurückgesendet wird.

"Ich habe mir über sieben Tage täglich online Schuhe bestellt und kostenlos wieder zurückgesendet, ehe ich mich jetzt für ein Paar entschieden habe", berichtet beispielsweise eine 31-Jährige Onlineshopperin gegenüber Netz-Trends.
Was betriebswirtschaftlich sich langfristig als schwierig darstellt, wird allerdings vom Zalando-Großaktionär Kinnevik als positiv und "großzügig" gegenüber den Kunden verkauft: "... Zalando has a generous return policy resulting in an average return rate of around 50%".

Allerdings räumt man auch bei Kinnevik ein, wonach dieses es "very important" mache, "to have a cost efficient and best in class logistic set up". Dazu gehöre, dass man "operate most of its logistics in-house", also den überwiegenden Logistikteil inhouse abwickle (nach dem Vorbild von Otto.de).

Seit 2011 versucht Zalando zudem, die eigene Marke über eigene Häuser in den städtischen Innenstadtlagen - ähnlich dem Vorbild von Amazon - stärker zu verankern. So gibt es beispielsweise seit 2012 in Erfurt ein Zalando-Logistikzentrum. Im August 2013 öffnete auch ein Zalando-Logistikzentrum in Mönchengladbach.

Nach wie vor machen sich einige bei Zalando Hoffnungen, eines Tages über einen Börsengang einen ähnlichen Weg gehen zu können, wie Twitter: Nämlich auf Grund einer auch in den Medien geschriebenen Erfolgsgeschichte über die Börse so viel Liquidität hereinzuholen, dass die aufgelaufenen Schulden (die bei Zalando nach Branchengerüchten sehr hoch sein könnten) wieder kompensiert werden können. Dennoch heißt es derzeit bei Zalando, wonach ein Börsengang lediglich für die Zukunft "eine interessante Option" sein könnte.

Christina Stenbeck von Kinnevik - die große Förderin und Gönnerin im Hintergrund

Mit seiner Strategie, zunächst auf Wachstum zu setzen, verfolgt Zalando eine ganz klassische Strategie vieler Online-Unternehmen: Erst einmal Claims sichern und anschließend betriebswirtschaftlich und strukturell nachziehen und die eroberten Claims nachhaltig vereinnahmen und Stück für Stück versuchen profitabel zu arbeiten.

Allerdings leidet Zalando, ähnlich wie andere eCommerce-Unternehmen, unter dem Wachstumsdruck: Wer nicht wächst, gilt als nicht zukunftsfähig nach Ansicht der stets von Wachstumszahlen getriebenen Analysten bei Investment Banken.

Neue Aufsichtsratschefin bei Zalando ist die Schwedin und große Zalando-Förderin im Hintergrund, Christina Stenbeck von Kinnevik. Ein weiterer Gesellschafter bei Zalando ist Anders Holch Povlsen "CEO and owner of Bestseller and the Ontario Teachers’ Pension Plan (OTPP)". Die kanadische Gruppe mit Sitz in Toronto verfügt über ein 127,3 Milliarden Dollar umfassendes Investment Portfolio.

Zalando-Hauptaktionär Kinnevik hat neben Zalando folgende Unternehmens-Beteiligungen: Millicom, Tele2, Transcom, Bayport, Milvik/BIMA, Rocket InteRocket Internet GmbH (23.9%), CDON Group, Dafiti, Lamoda, Jabong, Namshi, The Iconic, Zalora, Zando, Lazada, Linio, Jumia, Home24 (Home & Furniture) sowie im Bereich Marketplaces Avito und Saltside.

Zalando verfügt über die folgenden aktiven Online-Domains aktuell: Zalando.de, Zalando.at, Zalando.ch, Zalando.nl, Zalando.fr, Zalando.co.uk, Zalando.it, Zalando.be, Zalando.es, Zalando.se, Zalando.dk, Zalando.fi, Zalando.no, Zalando.pl, Zalando.lu.


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