Ausgerechnet: Hedgefonds will von Porsche 1,8 Mrd Dollar Schadensersatz

Es ist eine gewisse Ironie, dass ausgerechnet die äußert umstrittenen Finanzjongleure von Hedgefonds nun Porsche verklagen möchten. Hedgefonds sollten in Deutschland sogar einmal verboten werden, da sie hochriskante Wertpapiergeschäfte tätigen und damit schon viele Menschen in den finanziellen Abgrund gerissen haben.

Foto: Screenshot porsche.de
So bewirbt Porsche derzeit sein neuestes Luxusschiff: Den Macan.

Ausgerechnet die in Deutschland äußerst umstrittenen Finanzjongleure von Hedgefonds möchten nun von der Porsche-Familie 1,8 Milliarden Dollar Schadenersatz. Konkret handelt es sich um den U.S. Hedge Fund Elliott Associates LP des US-Investors Paul E. Singer. Das berichtet jetzt der Spiegel.

Dass nun ausgerechnet ein solcher Fond das deutsche Unternehmen Porsche, beziehungsweise die Porsche-Familie in Form von Wolfang Porsche sowie seinen Cousin, den mächtigen VW-Manager Ferdinand Piëch, verklagen möchte, werten viele als weitere Eskalation der im Jahr 2008 letztlich doch schiefgegangenen Übernahmeschlacht von VW durch Porsche.

Die jetzt bekannt gewordenen Klage der Finanzjongleure des U.S. Hedge Fund Elliott Associates scheint nicht die einzige zu sein. Vielmehr gibt es Berichte, wonach der Hedge Fond bereits rund um den Erdball versucht habe, rechtlich gegen den Porsche-Clan vorzugehen. Außerdem gebe es nach Angaben des Spiegels Klagen von Privatanlegern und sonstigen Hedgefonds, welche Porsche und VW auf Schadensersatz in Höhe von rund 5,7 Milliarden Euro verklagt wollten.

Konkret geht es um die im Jahr 2008 vollzogene und versuchte Übernahme von VW durch Porsche. Für wenige Stunden war die VW-Aktie mit über 1000 Euro die teuerste Aktie, die es jemals im DAX gegeben hat. Während die einen Spekulanten mit diesem Aktienhoch kräftig Kasse machten, verloren andere viele Millionen Euro - unter ihnen der geniale schwäbische Unternehmer und Milliardär Adolf Merckle (u.a. Gründer Ratiopharm), der sich später das Leben nahm.

Die jetzt gegen die Porsche-Familie eingereichte Klage ging beim Gericht in Frankfurt ein. Von Porsche selbst ist bislang nur bekannt, wonach die Porsche SE gemeinsam mit dem Management-Board sich mit allen zur Verfügung stehenden juristischen Mitteln gegen die Vorwürfe der Hedgefonds wehren wolle.

Konkret werfen die Finanzjongleure rund um den U.S. Hedge Fund Elliott Associates Porsche vor, man habe mit einem "massive short squeeze" im Oktober 2008 durch den Aufkauf nahezu aller freie VW-Aktien die Öffentlichkeit getäuscht, da man zuvor mitgeteilt habe, eine Übernahme von VW nicht anzustreben.

Der Hedgefonds Elliott wirft Porsche, beziehungsweise der Porsche-Familie vor, damit eine erhebliche Marktmanipulation begangen zu haben. Angeblich, behauptet der Hedgefonds, habe Porsche noch im März 2008 eine Übernahme von VW durch Porsche abgestritten. Sieben Monate später habe aber Porsche dann doch über 42,6 % der VW-Aktien verfügt. Weitere 31,5 % habe Porsche über spezielle "finanzielle Instrumente" besessen, sagt der Fonds.

Die Kläger gegen Wolfgang Porsche und Ferdinand Piëch führen den Paragrafen 826 BGB vor Gericht ins Feld. Dieser weise klar aus, wonach Täuschungsmanöver bei Übernahmen nicht erlaubt seien. Außerdem werfen sie ihnen vor, sie hätten mit nicht registrierten Handys und Verschlüsselungstechniken, welche sonst nur Regierungen zur Verfügung stünden, versucht, die Übernahme von einem geheimen Ort in Österreich aus durchzuführen. Porsche weist dies als haltlose Unterstellungen zurück. Allerdings: Porsche und VW wären nicht die einzigen Unternehmen gewesen, die in Zeiten von NSA oder kriminellen Privaten Geheimdiensten (für die zwischen 20.000 und 100.000 Euro im Monat bezahlt werden) sich mit solchen Techniken zu schützen gesucht hätten. Verwerflich wäre das deshalb nicht gewesen.

Fakt ist: Als am 26. Oktober 2008 bekannt wurde, dass Porsche über nahezu Dreiviertel der VW-Aktien verfügte, knallte der Aktienkurs von VW wie eine Rakete in höchste Dax-Lüfte - auf gigantische 1.005 Euro. Über Nacht war VW damit das größte und wertvollste Unternehmen der Welt geworden. Die Hedgefonds-Finanzjongleure ihrerseits sagten, sie hätten ursprünglich den Worten geglaubt, wonach Porsche nicht eine Übernahme von VW erwäge, weshalb man durch den enormen Wertanstieg der VW-Aktien massive Verluste erlitten habe.

Viele Anleger, wohl auch einige Hedge Fonds, hatten auf fallende Werte der VW-Aktie gewettet. Als die Aktien nach oben gingen, verloren sie ihre kompletten Einlagen. Wetten auf Aktienkurse gehören mit zu den riskantesten Börsenspielen, die es im Finanzgeschäft gibt. Beliebt ist oftmals auch eine Wette auf einen fallenden oder steigenden Dax. Auch Ende 2012 hatten hier einige sehr viel Geld verloren - und zwar die, die auf einen fallenden Dax gewettet hatten, der Dax aber bis Ende 2012 einen für damalige Verhältnisse historisches Hoch erreichte.

Dass es für den Hedgefonds Elliott Associates nicht einfach vor Gericht wird, zeigte sich bereits im Dezember 2012. Damals hatte ein New Yorker Gericht die Klage der Hedgefonds - darunter Glenhill Capital LP, David Einhorn's Greenlight Capital LP und Chase Coleman's Tiger Global LP - abgelehnt. Das Argument der New Yorker Richter lautete, wonach die USA der falsche Platz seien, um die Porsche-Familie zu verklagen und verwiesen darauf, wonach Porsche seinen Gerichtsstand in Deutschland habe.

Seither hatten die Hedge Funds mehrere deutsche Gerichte vergeblich versucht zu bemühen - unter anderem Stuttgart, Braunschweig, Hannover und nun eben Frankfurt.


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