Nach Konkurs: Brasiliens Ex-Öl-Milliardär Eike Batista muss Teilverkäufe von OGX hinnehmen

Doch dann zogen die Banken im Sommer 2013 den Stecker, Eike Batista musste für große Teile seines Firmen-Imperiums Konkurs anmelden. Als Grund gilt eine im Juli 2013 vom brasilianischen Ölkonzern OGX publizierte Stellungnahme, wonach man kein Geld mehr habe, um in Technologien zu investieren, welche man aber benötige, um in wichtigen Ölfeldern der Company, wie Tiger Shark, Shark oder Shark Sand Cat, weiter nach Öl bohren zu können.

In Brasilien wird derzeit diskutiert, was mit den milliardenschweren Unternehmen des einstigen Multimilliardärs Eike Batista geschieht. Noch im Jahr 2012 galt Batista mit einem theoretischen Vermögen von rund 30 Milliarden Dollar als der siebt reichste Mann der Welt.

OGX hatte sogar angekündigt, wonach man deshalb ab 2014 die Produktion im Ölfeld Blue Shark aussetzen müsse. Der Ölkonzern OGX gilt als Flaggschiff der EBX-Gruppe, welche zum Imperium Eike Batistas gehört. Kurz nach Publik werden der wenig erquicklichen Ankündigung stürzte die Aktie von OGX auf das Minimum von 0,13 US-Dollar je Anteil ab. In Folge dessen musste OGX auch noch den Hauptindex der brasilianischen Börse, den Bovespa-Index, verlassen.

Auf der Kippe stehen seitdem die beiden Ölkonzerne von Eike Batista, OGX sowie HRT. Derzeit sind beide unter Kontrolle ausländischer Fonds. Das ist nicht nur für Eike Batista eine schmerzliche Wende, sondern auch für das Schwellenland Brasilien insgesamt. Denn sowohl OGX wie HRT galten als Aushängeschilder des aufstrebenden Industrielandes Brasilien. Im Oktober 2013 dann gipfelte die Krise in den größten Unternehmensinsolvenzen Lateinamerikas: Sowohl OGX als auch die Schwester OSX hatten Ende Oktober Insolvenz gestellt.

Um nun OGX und HRT mittelfristig zu retten, wird derzeit in Brasilien in Erwägung gezogen, Teile der Ölkonzerne zu verkaufen. Doch selbst wenn ein Teilverkauf glückt, gehen Fachleute doch davon aus, dass die Umstrukturierung und Gesundung zumindest von OGX gut zwei oder mehr Jahre beanspruchen könnte.

Seit gut zwei Wochen befindet sich jedenfalls OGX unter Gläubigerschutz. Im Gespräch ist nun, das Unternehmen umzubenennen und zwar in Oil and Gas Investments. Voraussetzung hierfür ist, dass der Hauptgläubiger, welcher 90% der Anteile hält, zustimmt. Wie es derzeit aussieht, könnte auch OGX-Gründer Eike Batista seine letzten 5% bis 10% im Rahmen dieser Aktien-Transaktion abgeben. Bis Anfang 2014 möchte er sich komplett aus dem Unternehmen zurückziehen, berichten brasilianische Medien.

Im Zuge der möglichen Teilverkäufe des Ölkonzerns OGX hieß es nun auch am Weihnachts-Donnerstag, wonach Anteile an folgenden Tochtergesellschaften veräußert oder teilveräußert werden könnten: Der BS-4 Block im Santos-Becken sowie die 40% Öl-Kooperation mit Queiroz Galvão (30%, Operator). Zur Disposition scheint auch der 30%-Anteil an Barra Energia zu stehen.

Interne Schätzungen bei OGX gingen derzeit davon aus, schreiben brasilianische Medien, wonach alleine der BS-4-Anteil einen Wert von 1 Milliarde US-Dollar haben könnte.

Immerhin gilt der zweite Ölkonzern von Eike Batista, HRT, als weniger problematisch, da das Unternehmen keine Schulden aufweise, sondern über Barreserven von 200 Millionen US-Dollar verfüge.

Wie immer, wenn es um große Unternehmen geht, die auf der Kippe stehen, ist es die Zeit der Berater - der Unternehmensberater, Steuerberater, PR-Berater, der politischen Berater. Alle wollen ein Stück vom Speck auf dem sinkenden Schiff abhaben. Dabei sind Tagesssätze von 1000 bis 2.700 Euro keine Seltenheit. Dass das häufig bezahlt wird, liegt daran, dass die Eigner sich erhoffen, mit Hilfe von Beratern wenigstens den Rest des Unternehmens zu retten.

Doch oftmals geht auch dies schief - ganz nach dem Motto: Außer Spesen nichts gewesen. Leicht sind auf diese Art und Weise einige weitere Millionen Dollar verschlungen. Schwierig scheint es derzeit auch deshalb bei OGX zuzugehen. Es heißt, wonach alleine in den vergangenen 20 Tagen die meisten der bislang angeheuerten Berater ihre Rücktritte auf Grund von internen oder externen Querelen eingereicht hätten. Das behaupten zumindest brasilianische Medien. Eine offizielle Bestätigung dafür gibt es allerdings nicht. Dabei bedeutet allerdings ein Rücktritt keinesfalls, dass deshalb nicht bezahlt werden müsste.

Dabei ist aber die Frage, wer Anspruch auf sein Honorar im Falle eines Unternehmens-Konkurses hat, weltweit unterschiedlich geregelt. Heikel ist beispielsweise das neue Konkursgesetz in Deutschland:

Hier können die Konkursverwalter ab dem Konkursverfahren selbst von den vom Unternehmen in der Vor-Konkurszeit hinzugezogenen Anwälten oder Strafverteidigern (bei einem Strafverfahren) noch über Monate hinweg - mindestens drei - verlangen, dass die Honorare wieder zurückbezahlt werden müssen. Doch was die deutsche Bundesregierung aus CDU und FDP als Verbraucher- und Anlegerschutz verkaufte, ist letztlich für viele Unternehmen der Sargdeckel: Denn kein Anwalt, kein Steuerberater, kein Unternehmensberater oder Wirtschaftsprüfer, arbeitet gerne mit Honoraren, die im Falle des worst cases, also der Pleite, dann wieder komplett zurückbezahlt werden müssen.

Ein Strafverteidiger skizzierte dabei einen Fall aus Deutschland gegenüber Netz-Trends:

"Wir sind derzeit drei Strafverteidiger für einen Unternehmer. Die Staatsanwaltschaft droht mit Kontoeinfrierung, wenn nicht innerhalb von vier Wochen eine sehr hohe Summe an die Staatsanwaltschaft überwiesen wird. Überweist das Unternehmen den hohen Betrag nicht - da es beispielsweise die Rechtmäßigkeit der Aktion der Staatsanwaltschaft bezweifelt, oder kann es das hohe Geld nicht überwiesen - zittern wir, ob das Unternehmen dann durch eine bereits angedrohte Kontoeinfrierung durch den Staatsanwalt in den Konkurs getrieben wird."

Weiter führt der Strafverteidiger aus:

"Im Falle eines durch den Staatsanwalt dubios herbeigeführten Unternehmens-Konkurses würden wir rückwirkend für mindestens drei Monate Gefahr laufen, dass der Konkursverwalter unsere Honorare zurückfordert. Da der Staatsanwalt parallel eMails und Telefonate abhört und auch sagte, er habe Überblick über alle Kontobewegungen der Firma, kann er so faktisch das sonst gesunde Unternehmen in den Konkurs treiben und damit das Justizsystem in Deutschland ad ab surdum führen - denn dann gibt es auch kein Gerichtsverfahren mehr, dafür aber viele Arbeitslose."

Trotz der Krise im Falle Eike Batista, so wird dieser nicht in Armut sterben: Sein Vermögen wird nach wie vor auf immerhin rund 900 Millionen US-Dollar geschätzt. Nur auf der Liste der weltweiten Milliardäre taucht er nun nicht mehr auf.

Interessant dürfte dennoch sein: Wer hat jetzt eigentlich mittelfristig Zugriff auf Brasiliens Öl? Offiziell hatten sich ja die "Sieben Schwestern" aus den USA, Britannien und den Niederlanden, welche seit Jahrzehnten weltweit die Ölmärkte dominieren, aus dem Bieterverfahren des Ölerbes von Eike Batista zurückgezogen. Ein Grund lag auch daran, dass 25% der Anteile in brasilianischer Hand verbleiben müssen.

Dennoch halten es Beobachter nicht für ausgeschlossen, dass im hoch korrupten Land Brasilien nicht über Scheinfirmen doch wieder ein Mitglied des westlich dominierten Welt-Ölkartells seine Finger im Geldtopf hat. Der deutsche TV-Sender Phoenix zeigte hierzu eine interessante französische Fernsehdokumentation. Der Film "Das Geheimnis der 7 Schwestern - Die Geschichte des Weltöl-Kartells" ist auf YouTube zu sehen.

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