Henkel: Chefin Simone Bagel-Trah gegen Frauenquote aber für Mittel gegen Haarausfall

Auf die ewige Medienleier der Frauenquote in der Industrie, beziehungsweise den Führungsetagen auch bei Henkel, antwortete Simone Bagel-Trah: "Vielfalt im Unternehmen erhöht den Erfolg, das glaube ich fest. Die Betrachtung muss aber weiter gefasst werden: Das Geschlecht ist nur einer von mehreren Diversity-Faktoren, neben Alter und Nationalität... Ob Geschlecht, Nationalität oder andere Faktoren - ich glaube, das sollte man grundsätzlich nicht von Gesetzes wegen regeln. Zumal Quoten immer schwierig sind, weil sie die besonderen Bedingungen in verschiedenen Branchen und Regionen ausblenden."

Foto: Henkel Corporate Communication
Henkels Klassiker: Persil Waschmittel.

Die recht junge Aufsichtsratschefin des Waschmittelkonzerns Henkel, Dr. Simone Bagel-Trah, 44 Jahre alt und promovierte Biologin, ist gegen eine Frauenquote. Das sagte die schicke Henkel-Dame nun im Gespräch mit Georg Meck von der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung (FAS v. 8.12.2013, S. 23, Wirtschaft).

Dennoch gilt Henkel als Frauen-Vorzeigekonzern. So seien immerhin 7 von 16 Henkel-Aufsichtsräten Frauen - also 44%. Auch sind bereits rund 31% der Führungspositionen bei Henkel von Frauen besetzt. Kein anderer DAX Konzern hat eine solche Frauendichte. Aber: Auch kein anderer DAX Konzern verfügt über so viele frauenaffine Produkte wie Henkel…

Weiter erklärte die Aufsichtsratschefin von Henkel, Bagel-Trah, wonach sie wolle, "dass Frauen wegen ihrer Kompetenz wahrgenommen werden, nicht wegen ihres Geschlechts". Zur Frage der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung in Bezug auf die Henkelfamilie selbst, welche wachse, erklärte das Henkel-Familienoberhaupt, eine Ururenkelin des Firmengründers Fritz Henkel, zudem: "Die Familie hat sich ein professionelles Familienmanagement gegeben. So können die drei Stämme, die auf die Kinder von Fritz Henkel zurückgehen, alles ordentlich besprechen, trotz der Vielfalt der Nachfahren."

Außerdem lade sie, sagte Simone Bagel-Trah, die Henkel-Familie, welche aus rund 200 Köpfen bestehe, einmal jährlich nach Düsseldorf ein. Die benachbarte Haniel-Familie aus dem Ruhrpott (unter anderem Metro) besteht aus rund 500 Mitgliedern.

Ähnlich wie bei Haniel stellt sich deshalb für das Henkel-Management jedes Jahr aufs Neue die Frage, wie so viele Familienmitglieder dem Henkel-Imperium angemessen - das heißt sehr gut mit sehr viel Geld - versorgt werden können. Darauf antwortete Bagel-Trah recht offen: "Idealerweise wächst die Ertragskraft des Unternehmens sowie die Familie. Henkel hat das in all den Jahren geschafft. Umsatz, Gewinn, Dividende, Börsenkurs - alles hat sich hervorragend nach oben entwickelt."

Seit der Amtsübername der Aufsichtsratschefin vor wenigen Jahren hat sich der Aktienkurs von Henkel fast verdreifacht. Allerdings muss man fairerweise dazu sagen: Das Tief der Henkel-Aktie war auch der Weltwirtschaftskrise geschuldet. Dabei hat sich nicht nur die Henkel-Aktie hervorragend erholt, sondern auch viele andere Aktien. Dennoch war Henkel einer der wenigen deutschen DAX-Konzerne, um die man sich auch während der Weltwirtschaftskrise keine Sorgen machen musste.
Derzeit liegt die Stammaktie von Henkel laut börsennews.de bei 71,48 €, die Vorzugsaktie bei 79,36 €.

Die Marktkapitalisierung von Henkel beträgt 33 Milliarden Euro. Laut börsennews.de liegt die Dividendenrendite (in %) bei 1,46 (2014), die Dividende je Aktie bringt es auf 1,16 € (2014), das KGV liegt bei guten 18,1 (2014), das Ergebnis je Aktie immerhin bei 3,45 € (2012).

Insgesamt sind 46,32 % der Henkel-Aktien im Freefloat - rund 53% der Aktien liegen also nach wie vor in der Hand der deutschen Unternehmerfamilie Henkel. Insgesamt gibt es 438 Mio. Aktien. Doch nicht alle Henkel-Sprösslinge engagieren sich in Düsseldorf. Einige sind beispielsweise in der Luxus-Immobilienbranche in den USA engagiert oder in Kulturkreisen in New York und Long Island. Im Vorstand von Henkel sitzen: Kasper Rorsted (Vorsitzender), Jan-Dirk Auris, Carsten Knobel, Hans Van Bylen, Bruno Piacenza sowie Kathrin Menges.

Dass man bei den Waschmittelpackungen von Henkel, wie ein Test von Netz-Trends vor einigen Monaten zeigte, etwas getrickst hat, darauf ging die FAS in ihrem Interview mit der Aufsichtsratschefin von Henkel nicht ein.

So hatte Netz-Trends entdeckt, dass Henkel die Flaschen der Flüssigwaschmittel recht heimlich verändert hat. Dabei hat man die Höhe gewohnt gleich belassen, aber den Inhalt Dank schmalerer Flaschen deutlich nach unten getrieben und so eine merkliche Preiserhöhung am Markt vollzogen. Aus Unternehmersicht kann man dazu nur gratulieren, aus Verbrauchersicht muss man zumindest die Nase rümpfen.

Doch Henkel hat nach wie vor große Fans vor allem in der deutschen Frauenzunft. So sagte eine Kollegin aus der Netz-Trends-Redaktion, sie nehme grundsätzlich nur Henkel und niemals Procter & Gamble. Als Grund gibt sie an: "Wenn ich schon in der U-Bahn Ariel rieche, laufe ich davon." Sie fände den Geruch "ganz schrecklich", vor allem wenn sie auf ganze Ariel-Familien treffe.

Doch bei Henkel geht es nicht nur um Waschmittel. So träumt die Henkel-Chefin und Biologin beispielsweise von einem Mittel gegen Haarausfall: "Nach dem Mittel, das den Haarausfall stoppt, suchen alle. Wie lässt sich die Aktivität der Haarwurzel beeinflussen? Darauf weiß die Forschung bis heute noch keine Antwort." Doch sollte man nicht vergessen: Unter Haarausfall leiden vor allem Männer, weniger Frauen.

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