Sind Autoraser depressiv - Depression bei Männern hat andere Symptome als bei Frauen sagt Studie

Eine neue Studie aus den USA belegt, wonach Männer mindestens so oft Depressionen bekommen, wie Frauen. Zudem würden Männer aber andere Depressions-Symptome aufweisen, als Frauen. Das habe man bislang übersehen und deshalb eine zu niedrige Depressions-Rate unter Männern angenommen. Ursprünglich nahm man an, dass doppelt so viele Frauen depressiv seien, wie Männer. Das veröffentlichten US-Wissenschaftler nun in einer umfangreichen Studie auf JAMA Psychiatry.

Foto: netz-trends.de
Wenn die Psyche immer dunkler wird - Depressionen sind schwer zu erkennen. Besonders auch bei Männern, sagt jetzt eine Studie.

Der neue Ansatz der Depressions-Forschung ist, dass die Parameter, welche bislang als kennzeichnend für eine Depression verwendet wurden, eher auf Frauen zugeschnitten waren, nicht aber auf Männer, schreiben die Autoren in ihrer Studie "The Experience of Symptoms of Depression in Men vs Women: Analysis of the National Comorbidity Survey Replication", welche am 28. August 2013 veröffentlicht wurde.

Die Studie zu Depressionen bei Männern wurde federführend von einer Frau – und zwar Lisa A. Martin, Ph.D. - geleitet. Sie hatte die psychische Verfassung von 3.310 US-amerikanischen Frauen und 2.382 US-amerikanischen Männern untersucht. Dabei stand für die Wissenschaftlerin die Frage im Fokus, ob möglicherweise unterschiedliche Themenschwerpunkte die Stimmung der Befragten negativ beeinflussten, letztlich aber zum selben Ergebnis führen: Einer Depression.

Zu den nun als depressiv zu kennzeichnenden typischen Männer-Symptomen zählt die neue US-Studie beispielsweise Angst-Attacken (anger attacks), Aggressionen, Missbrauch von Substanzen (substance abuse) und ein zu hohes Grad an Risikobereitschaft im Leben ("risk taking").

Dieser Ansatz markiert ein völlig neues Verständnis der Krankheit "Depression“ und könnte dazu führen, dass die gesamte Depressions-Wissenschaft in wesentlichen Teilen neu aufgerollt werden muss. Besonders der Aspekt "risk taking“ ist ein sehr weites Feld. Bislang galt beispielsweise für Auto-Raser schnell das Urteil "Spinner“. Die neue Depressions-Studie würde hier eine genauere Analyse der männlichen Psyche empfehlen.

So könnte ein übertrieben schnelles und riskantes Fahrmanöver eben nicht primär der Ausdruck eines Überschusses an Aggression und Testosteron sein, sondern das Gegenteil: Der männliche Ausdruck eines unglücklichen Zustandes der Lebensmüdigkeit – also einer Depression, welcher der Mann durch eine ungewöhnliches hohe Risiko-Bereitschaft vergeblich zu entgehen versucht. Dieses gilt auch für Verhalten, die später zu ernsthaften Erkrankungen führen könnten.

Völlig neue Wege, eine Depression bei einem Mann zu erkennen

Es gäbe also entsprechend dem neuen Depressions-Ansatz zwei Arten von Depressionen: Die klassische traditionelle Depression und die alternativen Symptome, welche häufiger bei Männern auftreten, aber das gleiche Ergebnis – eine Lebensmüdigkeit oder Lebenstrauer – aufweisen.

So sagt denn auch die Studienleiterin der neuen Depressions-Untersuchung, Lisa A. Martin: "Wenn Männer depressiv sind, könnten sie Symptome aufweisen, die anders sind, als die bisherigen Kriterien für eine Diagnose". Genau diese Aussage führt letztlich dazu, dass Männer, die möglicherweise tatsächlich depressiv waren oder sind, nach den bisherigen Diagnose-Verfahren komplett anders eingeordnet wurden: Nämlich als gesund, wenn auch etwas aggressiv, riskant im Verhalten oder eben "robust im Nehmen" oder "robust im Umgang".

Jedes Jahr sind nach bisheriger Erkenntnis rund 16% der US-Amerikaner depressiv – was 32 Millionen Menschen entspricht. Dabei ist die Volkskrankheit Depression sowohl für den Staat, wie die Krankenversicherungen, auch für die Arbeitgeber, ein äußerst kostspieliges Problem.

Auf Grund des völlig neuen Ansatzes der Diagnostik für eine männliche Depression empfehlen die amerikanischen Wissenschaftler dringend weitergehende Forschung, um zu verstehen, "welche Symptome maskuline und feminine Depression auslöst und wie sich diese bemerkbar machen“. Man müsse also dringend von dem primär femininen Depressions-Ansatz wegkommen, und viel stärker als bisher die männliche Psyche auf letztlich depressives Verhalten untersuchen - und zwar unter Einschluss der neuen Symptome.

Dabei wollen die Wissenschaftler allerdings nicht ausschließen, dass es nicht auch möglicherweise typisch männliche Symptome für eine Depression bei Frauen geben könne. Deshalb sollten künftige Depressions-Studien bestimmte Standards berücksichtigen, wozu generell Fragen gehörten, wie irrationales Verhalten im Alltagsleben, Ängste, der Missbrauch von Substanzen und einiges mehr.

Letztlich, schreiben die Depressions-Forscher, könne ein solch neuer Ansatz der Wissenschaft viele Vorteile bringen, um eine Depression bei Männern tatsächlich und möglichst frühzeitig zu erkennen und möglicherweise erfolgreich gegensteuern zu können.

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