Was wird aus dem Datenschutz? Facebook will eventuell Android stärker für Smartphones integrieren

Das Android-Betriebssystem wird mittlerweile auf bald 50 Prozent aller Smartphones weltweit verwendet. Freie Entwickler hatten das Betriebssystem vor rund fünf Jahren unter Federführung des Suchmaschinen-Giganten Google entwickelt. Nun möchte das größte soziale Netzwerk der Welt, Facebook, Teile von Android möglicherweise integrieren. Was das für die Verbraucher bedeutet, ist noch nicht klar.

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Fakt ist, dass Facebook-Gründer Mark Zuckerberg angeblich gesagt haben soll, wonach er das Gefühl habe, dass Android bislang für den Smartphone-Auftritt von Facebook eine "best version" sei. Bereits am Donnerstag habe Facebook eine "supercharged mobile version" gelauncht. Mit der stärkeren Integration der technischen Möglichkeiten der Android-Software könnten beispielsweise Facebook-Nachrichten (Facebook-Messages), Fotos oder Grafiken automatisch vom Smartphone in Facebook integriert werden - also ohne separates Image-Uploads. Das Prinzip ist bereits von "What's up" bekannt.

Bei der "What's up" werden mehr oder weniger ohne umfangreiche Einwilligung und Kontrolle Telefonkontakte integrierte. Das geht so weit, dass "What's up" sogar anbietet "unterdrückte Kontakte" zu integrieren. Datenschutzrechtlich dürften da so manche Features äußerst problematisch sein. Hierzu gehört beispielsweise auch, dass man ohne Einwilligung sämtlichen anderen Nutzern zeigt, wann man "zuletzt online" war - sprich, "What's Up" geöffnet hat, also seine Nachrichten gelesen hat. Das wäre so, als ob sämtliche Outlook-Nutzer sehen könnten, wann ein Nutzer an seinem Computer zuletzt in seine E-Mails geschaut hat.

Das ist einerseits praktisch - kann aber auch zu einer Spionage und gezielten Dokumentation anderer Personen führen. Denn eines ist klar: Die Nutzung eines Telefons oder das Abrufen von Nachrichten auf "What's up" ist noch einmal wesentlich persönlicher und privater, als sich in einen Chatroom zu integrieren, in dem dann möglicherweise für andere Nutzer sichtbar ist, wann man zuletzt online war.

Marc Zuckerberg lässt sich nun mit den Worten zitieren, wonach er in Facebook allen möglichen Content mit Hilfe von Android zusammenbringen wolle. Das heißt nicht weniger, als dass Facebook einmal mehr die Totalkontrolle über soziale Netzwerke seiner Nutzer übernehmen möchte. Dann gibt es nicht mehr nur eine Lebens-Chronik hochgeladener Fotos und Kommentare, sondern auch eine Chronik und Dokumentation von persönlichen Telefonkontakten, von Nachrichten-Sendungen und so weiter.

Das sind alles ernsthafte Probleme für den Datenschutz. Denn: Telekommunikationsunternehmen sind verpflichtet Verbindungsdaten spätestens nach sechs Monaten zu löschen. Viele löschen IP-Nummern bereits nach einer Woche. Das macht ein Strafverfolgung oder Zivilrechtsverfolgung erheblich schwierig, da digitale Spuren schneller verwischt werden, als die Mühlen der Justiz mahlen. Doch die Internetkriminalität nimmt nicht ab, sondern zu – beispielsweise im Kreditkartenbetrug. Hier geht der Schaden weltweit bereits in die Milliarden Euro.

Wie lässt sich ein strenger Datenschutz in Deutschland mit einem absolut konträr offenen System der digitalen Spionage durch soziale Netzwerke wie Facebook oder diverse Android-Apps überhaupt noch in Einklang bringen? Datenschützer sind bislang hier komplett überfordert und blicken in diese neue Welt wie das berühmte Schwein ins Uhrwerk. Immer mehr Verbraucher fühlen sich selbst überfordert und vom Datenschutz alleine gelassen. Es ist eine Katastrophe.

Facebook treibt bislang die Datenschützer vor sich her - indem immer neue Features geschaffen werden. Wie jetzt wieder die angedachte stärkere Interaktion und Integration mit Android. Dabei ist schon jetzt bekannt: Bevor die politische Welt reagieren kann, das ganze verstehen kann, kommt schon die nächste digitale Neuerung. Der in Europa bekannte Datenschutz wird von US-Giganten wie Facebook in erheblichem Ausmaß immer wieder drangsaliert.

Wie sehr Zuckerberg das Vorsichhertreiben von anderen, auch von Datenschützern, beherrscht, zeigt sich daran, dass er einfach wie wenige die Vorteile der digitalen schnellen Welt verinnerlicht hat. So erkennt er zielscharf: "Today phones are designed around apps not people. We want to flip that." Die neue Facebook-Applikation, welche Android integriert, soll künftig möglicherweise "Facebook Home" heißen. Das Ziel: Das "ultimative soziale Phone".

Möglicherweise solle das Ganze aber nicht kostenlos angeboten werden, sondern für rund 100 US-Dollar - zunächst nur in den USA über den Telekommunikationsanbieter AT&T. Weitere Partner sind wohl Qualcomm, Samsung, Sony, Huawei und ZTE. Wie konkret solche Pakete dann aussehen, wird die Zukunft zeigen.

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