Fonds-Vermittler Michael Friedel Günther und seine Turbotilgung

Weiter schreibt Günther: "Es gab zu diesem Zeitpunkt auch sehr gute Gründe, sich für die Tosa Sea“ zu entscheiden: die innovative Schiffsgröße: Mit 92.500 tdw kann die Tosa Sea im Vergleich zu einem Caper weltweit mehr als doppelt so viele Häfen anfahren; sie kann die Ladungsarten eines Capers, aber auch die eines Panamaxbulkers kostengünstig transportieren, ist also sehr flexibel einsetzbar, und sie wird, im Gegensatz zu einem Caper, ab 2015 den Panamakanal passieren können der 2008 gutachterlich belegte günstige Kaufpreis im Vergleich zum damaligen Marktpreis."

Zudem hebt der Fondsvermittler die angeblich "vom Vertragsreeder NSC bestätigte gute Qualität der chinesischen Bauwerft" hervor. Außerdem habe der "langjährig erfahrene Anbieter Lloyd Fonds AG mit großer Schiffserfahrung und guter Leistungsbilanz" aufgewartet.

Ein weiterer Pluspunkt sei das Konzept gewesen, da die "Konzeption mit Turbotilgung, die während der Erstbeschäftigung für eine Tilgung von fast 2/3 des Fremdkapitals sorgen sollte, so dass der Bulker für die wirtschaftlich erfolgreiche Weiterbeschäftigung nur eine geringe Mindestcharterrate gering im Vergleich zum historischen 10-Jahres-Durchschnitt benötigen würde". Zudem seien "auch die anderen Eckdaten des Fonds überaus konservativ kalkuliert" gewesen.

Außerdem unterstreicht der Fondsvermittler Michael Friedel Günther: "Noch im Oktober 2009 wurde uns schriftlich bestätigt, dass der ursprüngliche Charterer des Schiffes 'Glory Wealth Shipping (GWS)' in der globalen Wirtschaftskrise sehr ordentlich dastünde. Unvermittelt gab die Lloyd Fonds AG dann plötzlich im November 2009 mit dem 2. Nachtrag bekannt, dass über den Charterer ungünstige Informationen vorlägen. Zu diesem Zeitpunkt waren aber unsere Kunden, die MFG GmbH selbst und diverse Gesellschafter unserer Firma dem Fonds bereits beigetreten."

Zudem schreibt Michael Friedel Günther weiter: "Nach der verspäteten Ablieferung des Schiffes am 01.04.2010 verweigerte der Charterer GWS sodann die Abnahme des Bulkers, obwohl er vertraglich dazu verpflichtet gewesen wäre. Gleichzeitig stellte er einen Insolvenzantrag. Seitdem war die Tosa Sea im Gegensatz zu vielen anderen Schiffen - zwar stets beschäftigt, aber nie zu den kalkulierten Raten."

Niedrigere Charterraten als versprochen bringt Anleger auf die Palme

Das habe dazu geführt, dass "wegen der niedrigen Charterraten" die "kalkulatorischen Schiffswerte und damit die Sicherheiten für die Schiffshypotheken" ungünstig dastünden. So habe "bei der Tosa Sea der Kreditbetrag inzwischen deutlich oberhalb des aktuellen Schiffswerts" gelegen.

Deshalb seien "alternative Bankpartner aufgrund vielerlei regulatorischer Eingriffe momentan nicht verfügbar, wenn sich wie hier der eigene Bankpartner UniCredit zurückzieht bzw. ganz verabschiedet". Eine Umschuldung der Finanzierung sei "daher derzeit unmöglich". Aufgrund dieser "schlagartig eingetretenen, extrem widrigen Rahmenbedingungen konnte die Tosa Sea von Anfang an weder tilgen noch ausschütten".

Auch rechne man keinesfalls damit, dass "für große Bulker" bessere Chartermärkte vor 2015 zu erwarten seien. Deshalb habe die Bank nun die Reißleine gezogen. Eine Reißleine die Privatanleger um einen Großteil ihres Vermögens bringt - darunter viele aus Deutschland.

Doch damit nicht genug, schreibt Michael Friedel Günther aus Frankfurt am Main: "Bei einem Notverkauf der Tosa Sea in diesen schlechten Zeiten für befürchtete USD 20 bis 25 Mio. bei einem fast doppelt so hohen fairen Wert des Schiffes(!) - wären die Verluste in absoluten Zahlen für die Bank und für die Anleger fast gleich groß."

Dass Finanzvermittler Michael Friedel Günther, der den Fond vermittelte, nun ein schlechtes Gewissen hat, zeigen die folgenden Zeilen: "Wir beabsichtigen in enger Zusammenarbeit mit dem Beirat, umfangreiche rechtliche Prüfungen zu veranlassen, um die Erfolgsaussichten juristischer Schritte gegen Bank und/oder Initiator und/oder Vertragsreeder abschätzen zu können." Man halte die Anleger "selbstverständlich in dieser unglücklichen Angelegenheit auf dem Laufenden."

Zahlreiche Fragen bleiben offen

Dennoch bleiben zahlreiche Fragen offen, die netz-trends.de hier skizziert: So zum Beispiel das seltsame Gebilde rund um das Schiff, das angeblich so profitabel zu verchartern gewesen wäre. So erkundigte sich netz-trends.de über das Handelsregister, wie die Gesellschafterstruktur beispielsweise der MS “TOSA SEA“ Schifffahrtsgesellschaft mbH & Co. KG aussah. Ergebnis: Hier sind rund 30 Kommanditisten gelistet die zwischen 5,2 Mio. Euro eingezahlt haben (Lloyd Treuhand GmbH) und lediglich 2000 Euro.

Die Lloyd Treuhand GmbH hält alleine rund 93% der Kommanditisten-Anteile an der MS “TOSA SEA“ Schifffahrtsgesellschaft mbH & Co. KG - bei einem einbezahlten Betrag von 5.224.108 Euro. Rund ein Prozent hält auch die MFG Michael Friedel Günther GmbH, was laut Handelsregister einem Betrag von 46.200 Euro entspreche.

Auffallend ist, dass die Lloyd Fonds AG lediglich einen Anteil an der MS “TOSA SEA“ Schifffahrtsgesellschaft mbH & Co. KG von rund 0,18% hält, was einem Betrag von 10.000 Euro entspricht. Laut dem Handelsregister-Eintrag vom 09.03.2012 steht unter dem Punkt "Allgemeine Vertretungsregelung" u.a.: "Persönlich haftender Gesellschafter: Verwaltung MS “TOSA SEA“ Schifffahrtsgesellschaft mbH, Hamburg (Hamburg HRB 104807).

Deshalb lohnt sich ein Blick auf die "Verwaltung MS “TOSA SEA“ Schifffahrtsgesellschaft mbH" (Van-der-Smissen-Str. 9, 22767 Hamburg), welche wohl als "Geschäftsführung und Übernahme der Stellung als persönlich haftende Gesellschafterin bei Kommanditgesellschaften, insbesondere bei der MS “TOSA SEA“ Schifffahrtsgesellschaft mbH & Co. KG" auftrete. Als Geschäftsführer der Verwaltung MS “TOSA SEA“ Schifffahrtsgesellschaft mbH fungiert hier laut Handeslregister-Eintrag vom 24.08.2012 Sven Lundehn aus Bad Zwischenahn.

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