Auch wenn es vielen Kritikern und Konkurrenten nicht passt: Unister ist immer noch auf Wachstumskurs - mit Portalen wie ab-in-den-urlaub.de oder der 1996 gegründeten Aktiengesellschaft travel24.com AG (Wertpapier ISIN DE000A0L1NQ8), an der Unister seit 2009 beteiligt ist. Die Expansion bestätigen unisono alle in der Reisebranche. Innerhalb kürzester Zeit sorgte travel24.com-Teilhaber Wagner dafür dass die Unister-Beteiligungsgesellschaft travel24.com AG auch europaweit ein Netz von Reiseportalen spann und erstmals 2010 seit 1996 auch Gewinne schrieb.

So ist man mittlerweile unter anderem in den Niederlanden oder in UK aktiv. Auch die Fernsehwerbung wird europaweit vorangetrieben. Bislang reagieren die Aktienmärkte gut auf die travel24-Performance. So schrieb das Onlinemagazin boerse-online.de, dass, seitdem sich Unister an der travel24.com AG beteiligt habe, die Aktie des Unternehmens eine "Klasse Performance" hinlege (http://www.boerse-online.de/premium/boersengefluester/:Travel24--Klasse-Performance/637227.html). Ähnliches Urteil bei Die Welt: Ihre Empfehlung im Juni 2012: "buy" (http://www.welt.de/boerse/aktien/Travel24com-AG-DE000A0L1NQ8.html).

Zaubern in der Studenten-WG

Nicht von ungefähr sprechen viele Branchenkenner halb neidisch, halb bewundernd, von den "Zauberern in Leipzig". Dabei hat die Erfolgsgeschichte von Unister rein gar nichts mit Zauberei zu tun. Dafür aber mit viel Arbeit: Wagner gilt in der Branche als Workaholic. 14 Stunden-Tage sind für ihn nicht die Ausnahme, sondern eher die Regel. Freilich gehört da auch Wochenendarbeit dazu. Mehr als ein paar zusammenhängende Tage Urlaub im Jahr gönnt er sich kaum – und wenn, dann gerne auch einmal im Rahmen eines Geschäftstermins. Bis vor gut zwei Jahren lebte der erfolgreiche Jungunternehmer noch immer wie ein Student in einem 20-Quadratmeter-WG-Zimmer in Leipzig. Dabei lässt er sich eines nicht nehmen: Mit zwei Freunden aus Kindheitstagen macht er jedes Jahr eine Woche Skiurlaub, meist in den österreichischen Alpen. Oftmals allerdings eher spartanisch - besonders wenn weitere Kumpels aus Dessau dabei sind. Die lange Strecke von Leipzig in die Alpen fahren sie zusammen im Auto. Während die Freunde fahren "schläft Thomas hinten", erzählt ein langjähriger Wagner-Freund.

Thomas Wagner hat mit Unister früh erkannt, dass Internetsuchmaschinen wie Google keine Feinde sind – anders als das bis zum heutigen Tage zahlreiche Medienhäuser und Tageszeitungen sehen. Vielmehr habe Unister nach Auskunft eines Marketing-Verantwortlichen Google immer als einen Partner erkannt, der im E-Commerce-Geschäft hilfreiche Strukturen anbieten könne.

Während sich zahlreiche Unternehmen aus der deutschen Reisebranche, der Industrie oder dem Dienstleistungssektor, bis vor wenigen Jahren noch weigerten, Google-adword-Anzeigen zu schalten, ergriff Unister sehr früh die Chance. Der Aufstieg von Google ermöglichte auch den Aufstieg zahlreicher Internetunternehmen weltweit – seien es ebay oder Amazon.

Führung und Konkurrenz

Für einige ein Problem: Wagner gilt als autoritär und mischt sich wohl gerne überall ein. Vor allem für Führungskräfte ist das nicht immer leicht. "Er weiß aber halt auch extrem viel", sagt ein Mitarbeiter. "Er ist ein brain", sagt ein ehemaliger Generaldirektor eines Konkurrenten, der bei Unister auch mal einige Monate mitgearbeitet hat. Wer Wagners Input konstruktiv aufnehme, der habe auch große eigene Entwicklungschancen. Aber wenn Wagner am Wochenende einen Mitarbeiter mal wieder mit 20 emails "bombardiere", sei das für Betroffene nicht immer leicht.

"Ich konnte nach drei Jahren einfach nicht mehr. Ich finde Thomas absolut klasse. Aber ich hatte zuletzt einfach täglich Angst vor den vielen emails von Thomas", erzählt ein Ex-Manager, der das Unternehmen nach knapp drei Jahren verlassen hat. Außerdem sei es für ihn ein Problem gewesen, dass "Thomas gerne auch Entscheidungen überstimmt, wenn er das für nötig ansieht". Trotzdem gibt es einige Führungskräfte, die Wagners Aufstieg schon seit Jahren begleiten. Auch gibt es immer noch einige Mitarbeiter die fast von Anfang an dabei sind - in Leipzig im Barfußgässchen.

Einigkeit herrscht bei Unister-Mitarbeitern, dass gerdade viele junge Talente unter Wagner Karriere mit Personalverantwortung machen konnten in einem Tempo, wie das in anderen größeren Unternehmen unmöglich gewesen wäre. Unister ist deshalb längst auch ein Sprungbrett für viele Beschäftigte in der digitalen Welt. Leipzig wird immer mehr zu einem kleinen Silicon Valley-Labor. Ob check24, groupon oder der Heinrich Bauer Verlag - viele wollen im Umfeld von Unister auch digital wachsen, sind extra nach Leipzig gekommen, um im Fahrwasser von Unister an Boden im Internetgeschäft zu gewinnen. Das macht es für Unister nicht immer leicht. Doch: So manche Mitarbeiter, die zur Konkurrenz gewechselt sind, haben das schon nach wenigen Wochen bereut - und sind auch wieder zurückgekommen.

Personalbindung ist wichtig

Rund 90 Auszubildende hat Unister mittlerweile: Informatiker, Grafiker, im Marketing oder Tourismuskaufmänner/Kauffrauen. Wie die Personalabteilung bestätigt, arbeite das Leipziger Unternehmen auch sehr eng mit Universitäten zusammen, zudem mit Jobmessen, der Bundesagentur für Arbeit. Das Durchschnittsalter der Arbeitnehmer ist jung bei Unister. Die Personalabteilung spricht von rund 28 Jahren. Von den rund 1.500 Mitarbeitern arbeiten rund 1.250 fest angestellt - die überwiegende mit unbefristeten Verträgen. Der Rest sind studentische Aushilfskräfte oder freie Mitarbeiter.

Dabei lägen die Gehälter bei Unister im Leipziger Mittel – allerdings mit einigen für die Mitarbeiter schönen Zutaten: So werden Überstunden häufig mit einem Plus von 25 Prozent vergütet. Dazu gibt es 28 Tage Urlaub. Andere Internetunternehmen bieten nur noch 24 Tage Urlaub – und Überstunden werden nicht bezahlt. Zudem spendiert Unister im Jahr rund 144.000 Liter kostenloses Mineralwasser für die 1.500 Mitarbeiter und rund 20.000 Liter Kaffee.

Gerade auch angesichts des allgemeinen Fachkräftemangels ist die Mitarbeiterbindung der Personalleitung von Unister wichtig. Wie die Firmenleitung bestätigt, gebe es dazu bei Unister zahlreiche Förderprogramme: Mitarbeitern werden beispielsweise Englisch-Lehrkurse im Institut bezahlt, außerdem werden regelmäßig Schulungen in der Softwareentwicklung sowie in der Suchmaschinenoptimierung, dem Search Engine Optimization (SEO) oder der Touristik angeboten.



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